An der Liebigstraße herrscht dicke Luft

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Ehemaliger Bauhof: Nachbarn fürchten um ihre Ruhe, wenn Gastronomie und Veranstaltungen Publikum anlocken – Künftiger Betreiber weist Vorwürfe von sich

HEPPENHEIM. Das Gebäude in der Nähe des Heppenheimer Bahnhofes ist ein Schmuckstück geworden. Jahrelang gammelte der damalige Bauhof der finanziell klammen Stadt an der Liebigstraße vor sich hin und war am Schluss so sanierungsbedürftig, dass die Berufsgenossenschaft einzuschreiten drohte und der Weiterbetrieb in Frage stand. Als der Bauhof dann einige Meter weiter an die Kalterer Straße zog und die Stadt lange Zeit vergeblich nach einem Käufer für die herunter gekommene Immobilie gesucht hatte, war man ausgesprochen dankbar, als der Unternehmer Brian Fera das Areal mit dem ehemaligen Elektrizitätswerk Ende 2002 für 500 000 Euro erwarb und ankündigte, es in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz zu sanieren. Inzwischen ist die Sanierung weit voran geschritten: Teile des Areals sind vermietet, im früheren Hauptgebäude ist Feras Firma eingezogen, außerdem wurde ein Restaurant samt großzügigem Freisitz eingerichtet und die frühere Fahrzeughalle wird derzeit zu einem Veranstaltungssaal umgebaut.

Eigentlich ist also alles so, wie es sein sollte und in dieser Zeitung von Fera auch wiederholt angekündigt wurde. Inzwischen allerdings machen sich Nachbarn bemerkbar: Sie fühlen sich vom Bauhof-Käufer in ihren Rechten beeinträchtigt, sprechen gegenüber dieser Zeitung von „rücksichtslosem“ Vorgehen des Sanierers und davon, dass der sie mit der Drohung, Rechtsanwälte einzuschalten, „einschüchtere“. Hauptkritikpunkte sind die derzeit noch laufenden Arbeiten am Veranstaltungssaal, die angeblich oft bis in die Nacht und ohne Rücksicht auf die Ruhebedürftigkeit der Nachbarn vorangetrieben würden, der geplante Einzug von Gastronomie sowie der Plan, den Saal für allerlei Veranstaltungen zu nutzen. Letzteres hatte vor mehr als zehn Jahren übrigens schon einmal für Ärger im Viertel gesorgt: Damals wurden Ideen gewälzt, in der Bauhof-Werkstatt eine Kleinkunstbühne einzurichten. Nicht zuletzt an der Drohung der Anwohner, zur Not vor Gericht zu marschieren, waren diese Ideen gescheitert. Und schon jetzt wird angekündigt, initiativ zu werden, falls die von Fera ins Auge gefassten Aktivitäten ein bestimmtes Maß überschreiten und mehr Lärm und Verkehr ins Viertel bringen sollten.

Fera wies die Vorwürfe gestern entschieden zurück und sprach seinerseits von „Mobbing“, dem er wie seine Familie ausgesetzt sei. Alle seine Aktivitäten stünden im Einklang mit den Vorschriften, er halte sich strikt an die erteilten Genehmigungen, die für eine Gewerbeimmobilie gälten. Und die, so Fera, befinde sich letztendlich nicht in einem reinen Wohngebiet. Während er die Kritik zurückwies, dass die Umbauarbeiten Lärm über das erlaubte Maß hinaus erzeugten, wollte er auf die geplanten gastronomischen und veranstalterischen Aktivitäten nicht eingehen.

Angegriffen worden war Fera nach dem Kauf der Immobilie auch wegen einer von der Stadt zugestandenen Sondernutzung für ein Straßenstück vor dem neu- geschaffenen Restaurant: Dass die Fläche am Holzamer-Platz (dessen Aussehen Fera vor kurzem erst in dieser Zeitung kritisiert hatte) inzwischen mit Ketten abgesperrt ist, war von Stadtverordneten verschiedener Parteien (?) scharf kritisiert worden: Hier werde auf Kosten von Fußgängern und Radfahrern öffentliche Fläche privatisiert.

Angesichts der Vorwürfe gegen ihn drohte Fera gestern im Gespräch mit dieser Zeitung mit einem Wegzug seiner Firma aus Heppenheim. Wenn ein guter Gewerbesteuerzahler so behandelt werde, ziehe dies Konsequenzen nach sich.