Die Ruhe vor dem Sturm

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VON BERND STERZELMAIER

Heppenheims Bürgermeister Ulrich Obermayr (CDU) hat in einer zentralen Haushaltsfrage in der Stadtverodnetenversammlung eine schwere Niederlage einstecken müssen. Herbeigeführt von den eigenen Leuten. CDU und FDP bilden eine Koalition, die über eine komfortable Mehrheit verfügt. Diese Koalition lässt es nicht zu, dass 5,2 Millionen aus den Rücklagen der Stadtwerke entnommen werden, um ein Loch im Vermögenshaushalt zu stopfen. Wäre Obermayr der Bundeskanzler und das Stadtparlament der Bundestag, er müsste zurücktreten. Allerdings ist Heppenheim nicht Berlin.

Dass ein Bürgermeister im Kommunalparlament keine Mehrheit findet, lässt die Hessische Gemeindeordnung ausdrücklich zu. Doch dass ein Verwaltungschef, der seit 17 Jahren im Amt ist, in einer zentralen kommunalpolitischen Frage nur noch auf die Opposition bauen kann, ist bemerkenswert.

Spätestens bis Weihnachten sollte die CDU geklärt haben, wen sie im nächsten Jahr als Kandidat zur Direktwahl des Bürgermeisters ins Rennen schickt. Nominiert sie Obermayr, käme der Zwist zwischen Magistrat und Stadtverordnetenversammlung einem Fehlstart in den Wahlkampf gleich.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Peter Lennert und Stadtverordnetenvorsteher Philipp-Otto Vock erweckten auch am Donnerstag nicht den Eindruck, als wollten sie Obermayr für weitere sechs Dienstjahre empfehlen. Die SPD hat sich bereits auf den Ersten Stadtrat Gerhard Herbert als ihren Kandidaten festgelegt. Der war am Donnerstag in der Stadtverordnetenversammlung so locker wie selten.

Die undurchsichtigen Heppenheimer Verhältnisse könnten sich in den nächsten Wochen klären. Insofern sind die beginnenden Herbstferien möglicherweise nur die Ruhe vor dem Sturm.