Große Mehrheit wählt Gerald Kummer zum Direktkandidaten

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Landratswahl – Der SPD-Kandidat Gerald Kummer hat großen Rückhalt in der Partei und einen bewährten Gegner

Mit 97 Prozent der Stimmen hat ein SPD-Unterbezirksparteitag am Samstag den SPD-Landtagsabgeordneten Gerald Kummer zum Kandidaten für die Direktwahl des Landrats 2015 im Kreis Bergstraße nominiert. „Wahnsinn, ein tolles Ergebnis“, kommentierte die Unterbezirks-Vorsitzende Christine Lambrecht.

Als hätte sie es geahnt, bekundete Lambrecht schon vor der Kandidatenkür, die SPD sei „geschlossen und gut aufgestellt“. Naheliegendes Kontrastmittel für diese Analyse war die Bergsträßer CDU. Der Partei, deren Landrat Matthias Wilkes sich selbst den Laufpass gegeben hat, nachdem sich die CDU auf ihn festgelegt hatte, galten Lambrechts genüssliche Presseschau und Vokabeln wie „Gurkentruppe“ und „Realsatire“. Der Juso-Vorsitzende Marius Schmidt fügte den Begriff „skrupellose Politikmaschine“ hinzu, die Landtagsabgeordnete Karin Hartmann einen Spruch: „Die CDU hat Sorgen, wir haben Kummer.“

Aber wer ist Gerald Kummer, und was will er im Falle eines Wahlsiegs tun? Die technischen Daten des 56-Jährigen hatte seine Partei jüngst mitgeteilt mit dem Hinweis: alles, was ein Landrat braucht. Kummer ist Diplom-Finanzwirt und Serienwahlsieger als Bürgermeister von Riedstadt, er hat Erfahrungen als hauptamtlicher Beigeordneter in der Kreispolitik und war, im öffentlichen Dienst wie in der Wirtschaft, stets mit Finanzen befasst.

Mit Wilkes, der wohl bis September 2015 im Amt ist, gibt es noch mehr Gemeinsamkeiten und aktuell keinen Anlass für den SPD-Kandidaten, sich an ihm abzuarbeiten. Geradezu im Wilkes-Originalton gab es von Kummer eine Kampfansage an die hessische Landesregierung, die Kommunen finanziell kurzhalte und dann auch noch verhöhne. Aussagen des CDU-Finanzministers Thomas Schäfer, Kreise und Kommunen könnten nicht mit Geld umgehen, nannte der Kandidat „empörend und beleidigend“. Lob wiederum gab es für Lieblinge des Landrats, etwa die Bevorzugung heimischer Handwerker, die Wirtschaftsförderung oder die interkommunale Zusammenarbeit.

Genaueres zum Verkehr soll später folgen

Jenseits eines Wahlspruchs („Jeder Mensch verdient Respekt!“) war in Unter-Hambach noch wenig Konkretes zu hören. „Ich lese hier keinen kommunalpolitischen Warenhauskatalog vor“, sagte Kummer. Es folgte aber das Versprechen, sich speziell zu Verkehrsthemen wie der Ortsumgehung von Mörlenbach, der S-Bahn oder der geplanten ICE-Strecke später zu äußern.

Apropos Verkehr: Den Einwand, es sei kein gutes Zeichen, dass Kummer weiter in Wolfskehlen (Kreis Groß-Gerau) wohnen will, bezeichnete dieser als „Quatsch“. „Wir haben die südhessische Mentalität, das ist die Hauptsache.“ Im Übrigen dauere die Anfahrt von Neckarsteinach zum Landratsamt in die Kreisstadt Heppenheim länger. Christine Lambrecht sekundierte: In Zeiten der Globalisierung „können 35 Kilometer zwischen Wohnhaus und Landratsamt keine Hürde darstellen.“

Lambrecht steuerte auch ein konkretes Vorhaben des Landratskandidaten im Falle seines Siegs bei: ein Treffen mit allen Helfern, die sich um die in den Kreis strömenden Flüchtlinge kümmern. Kummer selbst, der nur an wenigen Stellen seiner Rede fremdelte („bei euch, nein bei uns“; „im Kreis Groß-Gerau, Entschuldigung: im Kreis Bergstraße“) nahm das Privileg des Bergstraßen-Neulings in Anspruch. Er beließ es beim eingeschränkten Ja zur Windkraft („überzeugen, nicht überfordern“) und Bekenntnissen zu sozialem Wohnungsbau und verpflichtender Ganztagsschule, worüber im Grundsatz das Land entscheidet.

Grund zur Heiterkeit: SPD-Landratskandidat Gerald Kummer und die Bergsträßer SPD-Vorsitzende Christine Lambrecht
auf dem Parteitag in Unter-Hambach  Fotos: Karl-Heinz Köppner

So wichtig wie Inhalte sind ihm nach eigener Aussage Stil und eine größtmögliche Nähe zu den Menschen, Kummers Haupt-Vokabel. Kommunen versprach er, sie als gleichberechtigte Partner zu sehen, Politikern „offenen und fairen Umgang über Fraktionsgrenzen hinweg“, und allen im Kreis legte er seinen Namen als Verheißung dar: „Kummer kommt von ,sich kümmern um’.“

Für all das gab es auf dem Parteitag nichts als Lobreden. Josef Fiedler, SPD-Fraktionsvorsitzender im Kreistag, sah mit Kummers Kandidatur schon erhöhte Chancen für die Kommunalwahl im Jahr 2016, Michael Helbig, Bürgermeister von Lindenfels, erspürte eine „Wechselstimmung“ wie 1997, als mit Norbert Hofmann ein Sozialdemokrat Bergsträßer Landrat wurde. Von Hofmann persönlich bekam sein hörbar gerührter designierter Nachfolger ein Steuerrad, das ihm seinerseits vor seinem Wahlsieg vom Bundestagsabgeordneten Klaus Kübler mitgegeben worden war.

Aus dem Starkenburger Echo vom 13.10.2014