Heppenheim in bundesweite Finanzaffäre verwickelt

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Geschäfte mit dubiosem Makler, Prozesse um Millionen-Forderungen?

Von Peter Bock

HEPPENHEIM. Wenn Heppenheim Pech hat setzt der Ortenaukreis gerichtlich eine Forderung von fünf Millionen Mark gegen die Kreisstadt durch. Umgekehrt: Wenn Heppenheim Glück hat, holt die Stadt sich diese Summe wieder von anderen Kommunen zurück. Ebenfalls über den Gerichtsweg. Denn wenn sich erste Überprüfungen im Heppenheimer Rathaus als zutreffend erweisen sollten, könnte in den nächsten Monaten auf die Stadt eine wahre Prozesslawine zurollen – verbunden mit hohen Kosten für Gerichte, Anwälte und mit erheblichen Zinsverlusten: 19 bundesdeutsche Städte und Gemeinden könnten an die Kreisstadt wegen ungerechtfertigter Bereicherung herantreten und insgesamt 25 Millionen Mark zurückfordern.
Heppenheim wiederum hätte im Gegenzug die Möglichkeit, Forderungen in ähnlicher Höhe gegenüber 18 bundesdeutschen Kommunen geltend zu machen. Die Stadt ist in eine dreiste Finanzaffäre verwickelt, in die sie sich durch Geschäfte mit einem gerissenen Vermittler hinein manövriert hat. Zwar scheint die Bilanz – jedenfalls nach derzeitigem Stand – ausgeglichen zu sein, was Forderungen und Ansprüche per Saldo ergeben. Aber eben nur auf dem Papier. Am Ende werden die Gerichte entscheiden, wie teuer die Affäre für die Stadt zu stehen kommt.
Heppenheim gehört, wie Bürgermeister Ulrich Obermayr bestätigte, zu den rund 350 deutschen Städten und Gemeinden, denen die Affäre zu schaffen macht, die durch den Makler Hans-Jürgen Koch ausgelöst wurde. Der gelernte Banker aus Bad Heilbrunn (bei Bad Tölz), der mit seinen verwirrenden Kreditgeschäften Kommunen ins Finanzchaos stürzte, wird seit März diesen Jahres wegen Verdacht der Steuerhinterziehung, Betrug und Untreue per internatonalem Haftbefehl gesucht: Er soll sich auf siner Luxusfarm in Namibia aufhalten.
Offenbar fing alles ganz harmlos an: Mitte der Achtziger kam Koch offenbar auf die Idee, bundesdeutschen Kämmeren bessere Konditionen anzubieten als zum Beispiel örtliche Sparkassen. So kam Koch als Geldgeber ins Geschäft. Aber auch als Vermittler, wenn eine Gemeinde Geld kurzfristig anlegen mochte. Die Rathäuser agierten dabei wie leichtgläubge Privatleute: Es wurden keine Verträge geschlossen, sondern lediglich Telefonate mit der vermeintlich so feinen und höchst seriösen Adresse in Bad Heilbrunn geführt oder nur Faxe verschickt – und so flossen Millionen munter von einer Stadt zur anderen. Schließlich verlangte der Makler lediglich eine Provion von 0,03 Prozent.
Das ging jahrelang so – und offenbar gut. Auch die Stadt Heppenheim beteiligte sich nach Angaben Obermayrs seit 1985 an den vermeintlich so günstigen Blitzgeschäften, die die Kämmerer der Republik unter sich ausmachten. Die rechtfertigten ihr völlig unkontrolliertes Handeln mit dem Hinweis, dass es sich um „laufende Geschäft“ handelt – eben um Geld, das überaschend da war, weil unerwartete Zahlungen erfolgt waren und das auf die Schnelle die höchstmöglichen Zinsen erbringen sollte.
Spätestens seit Sommer vergangenen Jahres wurden Kochs Geschäftsgebahren trickreicher, wie das Beispiel Landkreis Osterode (Harz) belegt: Weil er fünf Millionen Mark übrig hatte, überwies der Kreis das Geld aus Kochs Geheiß an den Ortenaukreis. Einem Fax zufolge würde es sich um einen Kredit handeln, den Osterode zuvor der Stadt Eschweiler gegeben hatte.
Der Finanzmakler setzte das Verwirrspiel fort und forcierte die Dreiecksgeschäfte: So bot er – um ein weiteres Beispiel zu nennen – die badische Gemeinden Grenzach-WyhIen, mit der Koch seit Jahren makelte, dem Ortenaukreis einen Kredit von fünf Millionen Mark zu gewähren, aber das Geld nach Osterode zu überweisen. Grenzach-Wyhlen wiederum erhielt kurz darauf 1.6 Millionen Mark aus Böblingen – deklariert als Teilrückzahlung des Ortenaukreises. Die Böblinger waren wiederum der Meinung, Grenzach-Wyhlen einen Kredit gewährt zuhaben.
Der Ortenaukreis, der ein Viertel seiner Kreditgeschäfte mit den nicht mehr durchschaubaren Tricks gemacht hatte, beklagt jetzt einen Verlust(Außenstände) von 17 Millionen Mark, wie die Heppenheimer Rathausspitze nach Gesprächen mit ihren südbadischen Kollegen er fahren hat. Da die Ortenauer meinen, auch die Bergsträßer Kreisstadt habe sich an ihren Geldern ungerechtfertigt bereichert, wollen sie auf Rückzahlung klagen, jeden Vorgang gerichtlich aufrollen.
Im Heppenheimer Rathaus haben Kochs illegale Kreditgeschäfte zwar für höchste Empörung gesorgt, nicht aber zu personellen Konsequensen wohl der Fall gewesen sein muss. Und gegen den ermittelt mittlerweile ebenfalls die Staatsanwaltschaft.
Die Kreisstadt sieht in all dem Ungemach, was auf sie zukommen dürfte, auch noch einen kleinen Trost: Jene Städte und Gemeinden,die Termineinlagen direkt an Koch überwiesen haben – was Heppenheim nicht getan haben soll – dürften gänzlich auf der Verliererseite stehen . geführt: Der seit Juli 1997 amtierende Kämmereileiter Rudi Kraus habe nämlich keine Dreiecksgeschäfte mehr getätigt, ließ Obermayr wissen. Was wohl nur soviel heißen soll: Dass es unter seinem Vorgänger