In der Weststadt haben Junge wie Alte zu kämpfen

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Ein SPD-Forum beschäftigte sich mit der Situation in dem Viertel / „Streetworker“ soll Brennpunkte

Heppenheim. Unterschiedliche Generationen – unterschiedliche Bedürfnisse. Beim Bürgerforum „Was ist los in der Weststadt?“ des SPD-Ortsbezirks Heppenheim-Mitte am Dienstagabend standen Jugendliche und ältere Anwohner der Weststadt im Mittelpunkt, deren Situation
sich grundlegend verändert hat.
Einerseits verschwindet für die meisten Jugendlichen mit dem Auslaufen des Haupt- und Realschulzweigs an der Konrad-Adenauer-Schule (KAS) die Möglichkeit einer wohnortnahen Beschulung. Andererseits bemängeln Senioren, dass altersgerechte Einkaufsmöglichkeiten
vor Ort unpersönlichen Großmärkten gewichen seien.
Beschwerliche Einkaufswege
Obgleich Einkaufsmöglichkeiten an der Tiergartenstraße in großem Umfang zur Verfügung stehen, sind die Wege der älteren Menschen bis in die Großflächenmärkte und Discounter beschwerlich.
So wurde von Seiten der Residenz am Bruchsee bemerkt, dass Einkaufen für die Bewohner „zur Strapaze“ mit langen Fußwegen geworden sei. Mittlerweile organisiere die Residenz den notwendigen Einkauf der Senioren selbst. Rat und Hilfe, wie sie in kleinen Märkten üblich gewesen sei, suche man in Großmärkten vergeblich.
Besserung verspricht auch das projektierte Gewerbegebiet Süd in Heppenheim nicht. Wie Rudolf Schimmel von der Bürgerinitiative Tiergartenstraße im Forum berichtete, ist die derzeitige Planung vom Verwaltungsgericht Kassel gestoppt worden. Eine mögliche Verbesserung
der Einkaufssituation durch eine weitere Marktansiedlung im Gewerbegebiet Süd scheint daher in weite Ferne gerückt. Da aber auch dort ältere Menschen nicht auf den erhofften individuellen Service hoffen dürfen, trägt eine Ausweitung des bereits bestehenden Angebots den
Wünschen der Senioren in der Heppenheimer Weststadt kaum Rechnung.
Seniorengeeignete Geschäfte, die sich auf diesen Kundenkreis spezialisiert haben, bekunden bislang wenig Interesse an Heppenheim, betonte die stellvertretende Vorsitzende des SPDOrtsbezirks, Sonja Guttmann. Investoren für leer stehende Ladenflächen im Bereich der Innen-
und Weststadt zu finden, sei zwar das erklärte Ziel der Kommunalpolitik, gestalte sich aber schwierig. Infrastrukturelle Bedürfnisse der Anwohner weichen so häufig wirtschaftlichen Überlegungen, welche Standorte und Ladenkonzepte den Betreibern günstig erscheinen.
Auf individuelle Bedürfnisse nehmen große Handelsketten dabei wenig Rücksicht.
Ein weiterer Brennpunkt in der Weststadt ist das Miteinander der Generationen, das sich nach Aussage vieler Anwohner beim Bürgerforum eher als Gegeneinander zeigt. Zunehmend würden Straßenecken und Haltestellen der Weststadt von Jugendlichen als Treffpunkte genutzt.
Dabei spielten sich mitunter unschöne Szenen zwischen Jugendlichen und älteren Anwohnern ab, die von einigen Betroffenen als „bedrohlich“ wahrgenommen werden.
Ohne das Zusammenleben in der Heppenheimer Weststadt zu dramatisieren, bemerken die Anwohner auch den zunehmenden Vandalismus im Viertel, von dem auch die anliegenden Schulen betroffen seien. Die KAS habe bereits mit der Erhöhung ihres Zauns auf ungebetene
Besucher reagiert, wie Rektor Christian Plath betonte.
Seitenstraßen als Abkürzung
Hinzu kommen Bedenken der Anwohner, die kleinen Seitenstraßen der Weststadt entwickelten sich zur Abkürzung für Kraftfahrer, was die Sicherheit der Anwohner und Schüler auf den Schulwegen gefährde. Von Seiten der Stadt Heppenheim, die beim Bürgerforum durch Bürgermeister Gerhard Herbert (SPD) vertreten wurde, sei an weitere Maßnahmen der Verkehrsberuhigung bereits gedacht worden, doch verursachten Bodenschwellen auch zusätzlichen Straßenlärm. Herbert versprach in besonders sensiblen Bereichen verstärkt Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen; Durchfahrtskontrollen seien aber nicht zu leisten.
Konzepte zur Verbesserung der Situation in der Weststadt müssen nach Ansicht des Bürgerforums zunächst die Kommunikation der Anlieger verbessern und den unterschiedlichen Bedürfnissen Rechnung tragen. Gespräche sollen sowohl jüngere als auch ältere Anwohner mit
einbeziehen. Jugendliche sollen Anerkennung und Perspektiven sowie geschützte Räume als Treffpunkte erhalten, Senioren in ihrer besonderen Lebenssituation ebenfalls gestärkt werden.
Plath und Herbert verwiesen darauf, dass es in dieser Woche ein Gespräch zwischen Stadt, Kreis und Schulen gegeben habe.

Aus dem Starkenburger Echo vom 26.10.2007