Inszenierung – Dach für die Freilichtbühne

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Man stelle sich vor:  Ein Bürger reist durch Deutschland und sucht einen Kurgarten der überdacht ist und der keine Musikmuschel hat. Oder, er ist reif für die Insel. Er kommt nach Westerland und die Strandterrasse ist überdacht. Die Konzertmuschel ist abgerissen. Die Musiker spielen La Paloma in Badehose bis die Instrumente durch Regen zerstört sind. Ein Anderer geht mit 25.000 Zuschauern in die größte Freilichtbühne Deutschlands,- die „Waldbühne“ in Berlin und hat unter freien Himmel den Hörgenuß durch die  Berliner Philharmoniker. Es regnet, das stört die Zuhörer nicht, den sie sind ja auf einer Freiluftveranstaltung. Dem Orchester stört der Regen auch nicht, es sitzt unter einer, der Landschaft angepaßten, festen „Bühnenüberdachung“

Der Reisende kommt nach Heppenheim und staunt mächtig. Hier ist eine Freilichtbühne überdacht.

Nur nicht die teureren Stuhlplätze in der Mitte, dazu hat es offenbar nicht gereicht. Es regnet und es ist ein wenig kühl, schon werden Infrarot – Heizstrahler aufgehangen. Dazu kommen noch Gas – Wärmestrahler. Unter dem Dach geht immer ein etwas stärkerer Wind, das kennt man aus den neuen halb überdachten Fußballstadien. Deshalb wird das Freilichttheater seitlich mit Zeltplanen zugehangen. Damit ein Windstoß aus dem Norden keine Regentropfen unter das Dach treibt, wird über die  Vorderfront eine durchsichtige Folie gespannt. Das einzige was jetzt noch stört, sind die Künstler. Die packen nämlich ihr Handwerkszeug ein. Instrumente, Tonanlagen, Lichtquellen und sonstige Elektronik. Denn bei Regen könne sie nicht auftreten, wenn es keine überdachte Bühne gibt. Das kann nicht Sache der Künstler sein, sondern ist Sache des Veranstalters. Das Feuerwerk jedoch kann trotz Regen stattfinden. Heute wird durch eine wasserfeste Folie hindurchgeschossen. So festgestellt auf einem Kongreß für Pyrotechnik.

Es ist ein Szenario. Überspitzt dargestellt, doch nicht weit von einer möglichen Wahrheit entfernt. „Schenke einem armen Menschen ein Schloß und er geht an den  Unterhaltskosten restlos kaputt.“

Die Stadtväter sollten die Freilichtbühne an die Dach – Initiatoren auf 25 oder 50 Jahre verpachten. Für einen symbolischen Euro pro Jahr. Das mit allen Rechten und Pflichten. Somit wäre das Problem gelöst. Auch rechnerisch???

 

Vorausgesetzt Brandschutz und Rettungswege sind gesichert und die Sanierungskosten der Merianstraße werden nicht als Folgekosten der Freilichtbühne betrachtet. So sind bei dem vorgesehenen Spielbetrieb feste Toilettenanlagen zu installieren. Kosten kaum unter 100.000,00 €. Die Oberfläche des Platzes muss für die Veranstaltungen befestigt werden. Ca. 2.000 qm. Kosten nicht unter 40.000,00 €. Die städtische Investition läge somit bei 140.000,00 €. Zinsen Tilgung Abschreibung ca. 7%, sind 9.800,00 €. Vom Dachbau 5% der Bausumme als Folgekosten ca. 10.000,00 €. Die Stadt müsste also 20.000,00 € pro Jahr erwirtschaften. Weitere Kosten entstehen durch Polizei, Hilfsdienste, Ordner, diese Kosten noch nicht gerechnet. Shuttleservice. Bühnenbau. Es ist sogar davon auszugehen das 3.000 € pro Veranstaltung bei 15 Veranstaltungen im Jahr erwirtschaftet werden müssten.

Aber was sagt der Terminplan? Vom 1. Mai – 15. Sept. haben wir 19 Wochen. Weinmarkt 2 Wochen, Gassensensationen 1 Woche. Stadtkerwe 1 Woche. Festspiele 8 Wochen. Zusammen 12 Wochen. Entweder es kommt zu Parallelveranstaltungen, oder pro Woche zu 1 – 2 Veranstaltungen. Ansonsten steigt der Fixkostenanteil

 

Warum sponsert man nicht den „Halben Mond“? Der liegt uns doch wirklich  am Herzen. Oder?

12.09.2006, Hans Joachim Krüger