Nicht Abschluss, sondern Halbzeit

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Wahl: Gerhard Herbert (SPD) geht davon aus, dass er bis 2017 im Amt bleibt – Vor der Stichwahl optimistisch

Heppenheims Bürgermeister Gerhard Herbert (SPD) wirkt gelassen, obwohl er weiß, dass ihm in der Stichwahl sein Gegenkandidat Rainer Burelbach (CDU) dicht auf den Fersen ist. In einem Gespräch mit dem ECHO legte Herbert am Freitag dar, wie er seine Chancen am 10. April einschätzt und warum er davon ausgeht, dass er auch in den nächsten sechs Jahren Chef im Rathaus sein wird.

„Klar bin ich enttäuscht, aber diese Erkenntnis bringt mich nicht weiter“, sagt er zum Ergebnis des ersten Wahlgangs. Um dann gleich aufzuzählen, welche Erfolge er nach den ersten sechs Jahren seiner Amtszeit vorzuweisen hat. Er selbst sieht sich in der Halbzeit seiner Amtszeit, die er schon 2005 auf zwölf Jahre Dauer angelegt habe. In Heppenheim von Stillstand zu reden, sei „dummes Geschwätz“. In seiner Amtszeit sei mehr erreicht worden als in vielen Jahren zuvor: Bebauung des Daumschen Areals, die Runderneuerung des städtischen Hotels Halber Mond, das Haus der Jugend an der Karlstraße – all das rechnet Herbert in seine Erfolgsbilanz. Er lässt sich auch nicht davon beeindrucken, dass Burelbach schweres Geschütz in Stellung bringt: Die Unterstützung des unterlegenen Kandidaten Christopher Hörst (FDP, unabhängig) war diesem bereits sicher. Dass auch Gerhard Kasper seine Anhänger dazu aufrufen würde, Burelbach zu wählen, lag auf der Hand.
Wenn am Montag im Vereinshaus über die Umgestaltung des Grabens informiert wird, sieht sich der Bürgermeister in der Offensive. Er weiß, dass seine Vorstellungen und die von Kasper nahe zusammenliegen. Herbert ist – wie Kasper – zu der Erkenntnis gekommen, dass der Graben unter Wert verkauft wird. Dass die Straße komplett autofrei wird, sei kaum vorstellbar, „aber als Parkplatz ist der Graben zu schade“, fügt er hinzu.

Im Gespräch: Heppenheims Bürgermeister Gerhard Herbert (SPD) über
seine Einschätzungen vor der Entscheidung. Foto:Karl-Heinz Köppner

Herbert verweist auf die beiden Förderprogramme „Stadtumbau“ und „aktive Kernbereiche“. Zum Stadtumbauprogramm gehört die Entwicklung eines Grünzugs, der vom Bruchsee im Süden bis zum Jochimsee im Norden reichen könnte.
Im Wahlkampf wird ihm vorgeworfen, die Gewerbegebiet Süd vernachlässigt zu haben. „Es fehlt nur noch der naturschutzrechtliche Ausgleich, dann kann es losgehen“, sagt Herbert. Im Magistrat hätten Interessenten ihre Konzepte vorgelegt, ein Beweis dafür, dass großes Interesse an diesem Areal besteht. „Wir wollen Betriebe mit anspruchsvollen Arbeitsplätzen aus dem produzierenden und Dienstleistungsgewerbe. Wir wollen keine Logistiker, die Riesenhallen hinstellen und die Lkw-Verkehr nach sich ziehen. Wir müssen das Gebiet nicht auf einen Schlag zuknallen“. Mit 30 Hektar ist Tiergartenstraße Süd etwa so groß wie 40 Fußballfelder.
Was die Forderung der CDU betrifft, „Nordstadt II“ als Baugebiet zu entwickeln, hält Herbert dagegen: „Das ehemalige Baldurgelände am Stadion liegt seit Jahren brach, die ehemalige Gärtnerei Löffler auch. Dort könnten wir Wohnraum schaffen, ohne neue Infrastruktur anlegen zu müssen. Das gilt auch für das Widmer-Gelände, auf dem bereits gebaut wird. Und selbst in der Nordstadt gibt es noch Baulücken“.
Im Gespräch zählt Herbert weitere Punkte auf, mit denen er von seiner Art der Amtsführung überzeugen will. Dazu gehört die Energiepolitik. Der Bürgermeister verweist darauf, dass sowohl die Schlossberghalle in Hambach, als auch die Mehrzweckhalle in Erbach energetisch auf den neuesten Stand gebracht wurden. Das entlaste Umwelt und Stadtkasse. Ähnlich soll in Ober-Laudenbach vorgegangen werden, wenn Turnhalle und Feuerwehrhaus runderneuert werden. In Hambach und Erbach sorgen Holzheizungen und Photovoltaikanlagen für umweltfreundliches Klima.
Insgesamt sieht Herbert Heppenheim als Stadt mit hoher Lebensqualität. Dazu trägt seiner Ansicht nach ein intaktes Vereinsleben bei sowie die Art und Weise, wie für alle Generationen gedacht werde; von der Kleinkindbetreuung bis zu Seniorenwohnanlagen. Zum Vereinsleben gehörten Feuerwehren und Kirchengemeinden. „Doch wir wollen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen“, sagte er. Herbert hat erkannt, dass Sportförderung keine freiwillige Leistung ist, die die Aufsichtsbehörden mit einem Federstrich aus den Haushaltsplänen streichen können. Er beruft sich darauf, dass der Sport als Staatsziel in der hessischen Verfassung festgeschrieben ist. Er sieht die gesundheitsfördernde und soziale Funktion der Sportvereine und der Sportstätten, einschließlich Freibad.
Und wie geht Herbert im Falle seiner Wiederwahl mit den Mehrheitsverhältnissen im Stadtparlament um? „Seit 2000, als ich zum Ersten Stadtrat gewählt wurde, hatte ich nie komfortable Mehrheiten. Ich musste immer Überzeugungsarbeit leisten“. So wie er das Stadtparlament überzeugen will, so will er in die Stichwahl gehen. „Die Heppenheimer wissen, was sie an mir haben“.

Aus dem Starkenburger Echo vom 02.04.2011