Versorgung: Zeitlich befristeter Vertrag als Zwischenlösung im Streit über den Status der Kreisstadt
HEPPENHEIM. Die Stadt Heppenheim schließt einen bis Ende 2008 befristeten Liefervertrag mit dem Wasserbeschaffungsverband Riedgruppe Ost. Wie Bürgermeister Gerhard Herbert (SPD) berichtete, will er den Vertragsentwurf am Dienstag der Stadtwerke-Betriebskommission vorlegen. Danach könnte das Dokument unterzeichnet werden.
Herbert sagte, die Vertragspartner folgten damit einer Aufforderung des Regierungspräsidiums Darmstadt. Trotz unterschiedlicher Rechtsauffassungen zwischen Stadt und Verband über die Frage, ob Heppenheim auf Dauer als Kunde oder wie ein Verbandsmitglied behandelt wird, werde die praktische Seite geregelt und damit Versorgungssicherheit hergestellt. Wie berichtet, möchte Heppenheim wie andere Städte und Gemeinden Mitglied in der Riedgruppe Ost werden, Trinkwasser allerdings nicht ständig, sondern nur zu bestimmten Zeiten beziehen, beispielsweise in Trockenperioden. Diese Forderung lehnt der Verband ab. Wer sich nur ab und zu aus den Quellen im Jägersburger Wald versorgen lassen will, könne nicht Mitglied, sondern nur Kunde sein und müsse einen entsprechend höheren Preis bezahlen. Normalerweise fördern die Heppenheimer Stadtwerke das Trinkwasser aus eigenen Quellen.
Der Bürgermeister sagte, der zeitlich befristete Liefervertrag schaffe keine vollendeten Tatsachen im Rechtsstreit. Heppenheim hat den Klageweg beschritten, um durch einen Gerichtsbeschluss den Beitritt zum Wasserbeschaffungsverband zu den gewünschten Bedingungen zu erzwingen. Grundsätzlich sei Heppenheim nicht auf Konfrontation aus. „Als Bürgermeister habe ich kein Interesse an einem Streit mit Ried Ost, ich möchte, dass die Probleme auf sachlicher Ebene abgearbeitet werden“, sagte er.
Der Zeitvertrag sieht vor, dass die Kreisstadt für ihre 25 000 Einwohner sowie für Gewerbe und Industrie pro Jahr bis zu 920 000 Kubikmeter Trinkwasser von Ried Ost anfordern kann. Über die Preise wollte Herbert vor der Sitzung der Betriebskommission keine Angaben machen. Bisher war davon die Rede, Heppenheim müsse als Kunde 52 Cent pro Kubikmeter an die Lieferanten im Ried zahlen. Für Mitglieder wird ein Preis von 48 Cent berechnet. Den höheren Preis begründet der Ried-Ost-Vorstand damit, dass die Vorhaltung einer nicht genau kalkulierbaren Liefermenge mit entsprechenden Fixkosten verbunden sei.
Herbert sagte, falls der Vertrag geschlossen sei, könne Wasser durch die Verbindungsleitung fließen, die vor zwei Jahren zwischen Bensheim und Heppenheim gebaut wurde, seitdem aber meist trocken geblieben ist.
BERND STERZELMAIER
Aus dem Starkenburger Echo vom2.9.2006