Start der Sommertour bei der Firma Kran-Service Köhler – Ein Spezialist, der weltweit gefragt ist

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Solange Kräne aufrecht stehen und ihre Arbeit tun, interessieren sie Seniorchef Edmund Köhler von der Firma Kran-Service Köhler wenig. Sobald jedoch etwas schiefgeht, ein Kran umkippt, ein Ausleger abreißt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das Gerät zur Reparatur in seiner Firma in Heppenheim landet.

Da Köhler einen einzigartigen Rundum-Service vom Schweißen über Lackieren bis zur TÜV-Abnahme bietet, schicken die Kunden ihm schon mal Kräne oder Teile aus Asien, Afrika oder Südamerika. „Bringt uns das Gerät und ihr müsst nicht noch woanders hin“, beschreibt Köhler das Firmenmotto. 200 Geräte im Jahr würden hier bearbeitet, darunter sei aber auch „viel Kleinkram“.

Keine Kontinentgrenzen überwinden muss der große orangene Teleskopkran der Firma Demag, der nach der Reparatur, noch am Abend zurück nach Tschechien fahren soll. Dies sei einer der größten Teleskopkräne und könne bis zu 800 Tonnen heben, erläutert Köhler.

Ein blauer Kran aus Italien ist dagegen schon zum zweiten Mal hier. Vor acht Jahren sei er hier schon einmal repariert worden. Vor zwei Jahren habe er einen weiteren Schaden erlitten. „Das Oberteil war abgerissen und es gab Risse in der Konstruktion“, erläutert der Seniorchef. Nun habe seine Firma den Kran gekauft, um ihn zu reparieren und danach wieder zu verkaufen.

Die Firma Kran-Service Köhler war erstes Ziel der Sommertour der Heppenheimer SPD. 15 Mitglieder von Fraktion und Partei kamen, darunter die Fraktionsvorsitzende Andrea Pfeilsticker und die Erste Stadträtin Christine Bender.

Spektakuläre Unfälle mit 15 Millionen Mark Schaden

Wenn man den Seniorchef erzählen hört, was alles schiefgehen kann beim Einsatz der Geräte, schaut man mit neuem Respekt auf die vielen Baustellen in Heppenheim, wo Kräne meist unspektakulär ihre Arbeit verrichten. Fotos und ein Diorama im Bürogebäude und in der Kantine erinnern an spektakuläre Unfälle. Auf fünfzehn Millionen Mark schätzt Köhler beispielsweise den Schaden, der noch zu D-Mark-Zeiten auf einer Baustelle mit sechs Kränen am Nord-Ostsee-Kanal entstand. Wegen einer Lastveränderung eines Krans bei einer Drehung wurde dieser über die Maßen beansprucht, die Hydraulik versagte, der Kran kippte und riss alle anderen mit sich. Für die Arbeiter ging der Unfall glimpflich aus, nur ein Kranführer verletzte sich leicht. Die häufigste Unfallursache sei menschliches Versagen und nicht etwa technische Fehler, sagt der Seniorchef.

Wer das Firmengelände an der Dieselstraße 9 betritt, ahnt nicht, wie weit es sich nach hinten erstreckt. Hinter der ersten Halle verstecken sich weitere; fünf große Hallen sind es insgesamt. Dazu kommen Freiflächen, wo Kräne in unterschiedlichen Stadien der Reparatur und größere Ersatzteile stehen. Bis zur Opelstraße im Westen und zur Bürgermeister-Kunz- Straße im Norden erstreckt sich das 20 000 Quadratmeter große Gelände.

Angefangen hat Edmund Köhler 1970 in einer Scheune in Bensheim. Es folgte eine Zwischenstation als Untermieter eines Busunternehmens in Hemsbach, bevor er 1977 an die Daimlerstraße zog. Nach und nach kam immer mehr Geländedazu. Mittlerweile hat der Seniorchef das Familienunternehmen an seine Söhne übergeben: Andreas Köhler ist Geschäftsführer; Jochen Köhler verantwortet die Sparte Kran-Ersatzteile.

Unter den 60 Mitarbeitern sind auch sieben Azubis. Weil das Geschäft so speziell ist, ziehen die Köhlers seit Jahrzehnten ihre eigenen Fachkräfte heran. Ausgebildet würden Land- und Baumaschinenmechatroniker, Metallbauer, Fahrzeuglackierer, Industriemechaniker, eine Fachkraft für Lagerlogistik und eine Kauffrau für Büromanagement.

Die Hallen sind auf Krangrößen und -gewichte ausgerichtet. In der Lackiererei stehen derzeit nur einige Kleinbagger. „Hier ist die Babystation“, witzelt einer. Die koreanischen und japanischen Neugeräte kämen in Einheitsfarbe und würden hier nach den Wünschen der Kunden umlackiert, erläutert Edmund Köhler. Weiter geht es zu mehr oder weniger kaputten Fahrzeugkabinen, die die Karosseriebauer und Schweißer wieder in Form bringen. Einige sind so zerstört, dass nur die elektronischen Bauteile verwendet werden können und der Rest verschrottet wird. Drehkränze, Rohre, Motoren warten im Lager auf ihren Einsatz.

Für den interessanten Einblick in die Firma dankte Andrea Pfeilsticker dem Seniorchef mit einem Wein.

Aus dem Starkenburger Echo vom 13.07.2017