Rathaus: Herbert sieht die Stadt trotz angespannter Finanzlage auf einem guten Weg
Hohn und Spott musste Gerhard Herbert über sich ergehen lassen, als er nach seiner Wahl zum Bürgermeister die ausgerechnet von ihm bis dahin besetzte Stelle des Ersten Stadtrats strich. Tenor: ,,Das beweist doch eigentlich nur, dass er überflüssig gewesen war.“ Inzwischen sind Forderungen nach einem zweiten Hauptamtlichen so gut wie verstummt.
Herbert löste festgezurrte Strukturen auf, schichtete personell um und sieht sich bestätigt. ,,Wer vom Sparen spricht, sollte nicht zuerst an die kleinen Angestellten denken, sondern mit gutem Beispiel vorangehen und oben anfangen.“ Dass der Euro vor jeder Ausgabe dreimal umgedreht werden muss und im Falle seiner Wiederwahl Sparsamkeit oberstes Gebot bleiben wird, steht für den Bürgermeister außer Frage. Die Kommunalaufsicht beäugt schon seit längerem misstrauisch Heppenheims Haushaltspläne. ,,Das geht aber vielen anderen Städten genauso“, klärt Herbert im ECHO-Gespräch auf. Gleichwohl räumt er ein, dass für Traumtänzer die Luft dünner werde: ,,Der finanzielle Spielraum geht auf null zu.“Dennoch, so Herbert, werde die Vereinsförderung unangetastet bleiben. Darüber hinaus wolle er alle Anstrengungen zur Bewahrung öffentlicher Einrichtungen unternehmen: Schwimmbad, Bibliothek, Musikschule, Museum. Dass trotz konjunktureller Widrigkeiten vieles realisiert oder auf den Weg gebracht wurde, freut den Dienstjubilar besonders. Er verweist auf die kostenintensive Sanierung der Erbacher Mehrzweckhalle und den mit städtischer Unterstützung vollzogenen Bau von Kunstrasenplätzen sowie auf die fast 800 000 Euro teure Optimierung des Starkenburg-Stadions. Auf die Habenseite gebucht werden kann auch die schon beschlossene Umwandlung des Marstalls (Weinkosthalle) in einen Kulturtreff. Dagegen gestalten sich Verhandlungen zur Bereitstellung zusätzlicher Einstellplätze auf dem Parkhof äußerst schwierig. Dabei sind weitere Flächen notwendig, um die auf dem Graben abgestellten Autos abziehen und so Platz schaffen zu können für den Bau eines Stadtparks. Für die vom Verkehrs- und Heimatverein thematisierte und inzwischen von fast allen Parteien aufgegriffene Idee gilt eine alte Regel: Man kann den zweiten Schritt nicht vor dem ersten tun. Genugtuung bereiten dem Rathauschef die gelungene Umsiedlung von KLN-Ultraschall in den Westen der Stadt und der bevorstehende Bau des neuen Amtes für Bodenmanagement gegenüber dem Praktiker-Markt. Herbert rechnet vor: 150 zusätzliche Arbeitsplätze, dazu weitere 60, die später durch das auf dem gleichen Grundstück (10 000 Quadratmeter) ansässige Amt für Straßen und Verkehr (ASV) gewonnen werden. Die Behörde wird in Bensheim weg- und in Heppenheim einziehen. Herbert trocken: ,,Diesmal läuft die Sache in die umgekehrte Richtung. Ich würde sagen: in die richtige.“ Wirtschaftlich bessere Bedingungen erhofft sich der bis zu seinem Heppenheimer Wechsel als Stadtkämmerer in Karben tätige Verwaltungschef vom Gewerbegebiet Tiergartenstraße Süd. Die Ausschreibungen zur Erschließung seien auf den Weg gebracht, entkräftet er den jüngst erhobenen Vorwurf, die Verwaltung sei untätig gewesen. Herbert mahnt in diesem Zusammenhang mehr Fairness an. ,,Ich bin jemand“, sagt er über sich, ,,der persönlich niemand verletzt“. Gleiche Umgangsformen erwarte er von anderen: ,,Für Heppenheim können wir nur etwas erreichen, wenn Fronten ab- und nicht aufgebaut werden.“
Aus dem Starkenburger Echo vom 27.02.2010