Sozialdemokraten starten die Reihe „SPD im Dialog“ mit den Hilfs- und Rettungsdiensten
Mit den Hilfs- und Rettungsdiensten hat die SPD am Freitag ihre Reihe „SPD im Dialog“ begonnen. Ziel der Partei ist es, die Erkenntnisse aus dieser Reihe konsequent in die Politik – soll heißen in die Stadtverordnetenversammlung und in den Magistrat – zu tragen.
Die erste im Hotelrestaurant „Halber Mond“ laufende Gesprächsrunde wurde von Ex-Bürgermeister Gerhard Herbert moderiert. Er ist auch Vorsitzender des Ortsverbandes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Der Einladung gefolgt sind Stadtbrandinspektor Werner Trares, der Hambacher Wehrführer Christian Stadler und Wehrführer Josef Guthier aus Wald-Erlenbach für die Freiwilligen Feuerwehren. Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) wurde vom Vorsitzenden Lars Wagenknecht und seinem Stellvertreter Thomas Vettel vertreten; und für das DRK war der stellvertretende Bereitschaftsleiter Marcel Martin vor Ort.
Herbert betonte, dass sich bei einigen seiner Parteifreunde politische und weitere Ehrenämter vermischten. So ist beispielsweise Michael Eck auch Mitglied der Einsatzabteilung bei der Feuerwehr Heppenheim-Mitte, Andrea Pfeilsticker Vorsitzende des Reit- und Fahrvereins (RuF) wie der Sportgemeinschaft, Hilde Kille im Ortsverein des Deutschen Gewerkschaftsbundes und Norbert Kille bei der Lokalen Agenda aktiv. Seine eigenen Ehrenämter ließ Herbert bei der Aufzählung aus. Sie würden auch den Rahmen sprengen.
In dem Dialog wurde deutlich, dass die Verantwortung der Einsatzkräfte im Ehrenamt immer weiter ansteigt. Zu verschärften Sicherheitsauflagen nach „Duisburg“, dem großen Unglück bei der Love Parade 2010, kommt die schlechte Personaldecke bei den Hauptamtlichen. So ziehe sich die Polizei immer mehr aus der Verantwortung. Schuld daran sei zu wenig Personal, erklärte Helmut Bechtel. Es gebe 1000 Polizisten weniger in Hessen: „Die schieben eine Unmenge an Überstunden vor sich her“. Ergebnis sei, dass statt 25 Kräften in diesem Jahr, laut Trares nur zehn Polizisten für die Verkehrsregelung am Fastnachtsumzug bereitgestellt worden seien. Plötzlich sehe sich die Feuerwehr in der Rolle der Verkehrspolizisten. Auch in Wald-Erlenbach hätte in diesem Jahr die Feuerwehr für den Kerweumzug den Verkehr auf der viel befahrenen Bundesstraße 460 stoppen müssen.
„SPD im Dialog“ heißt eine Veranstaltungsreihe der Heppenheimer Sozialdemokraten. Zum Auftakt wurden Vertreter von
Heppenheimer Hilfsvereinen eingeladen. Foto: Dagmar Jährling
Schlaflose Nächte wegen des Fastnachtumzugs
Schlaflose Nächte bereiten Christian Stadler die überhandnehmenden Aufgaben. Gerade die Umstellung des Fastnachtsumzugs in diesem Jahr mache ihm große Sorgen. „Die Leute haben uns und die Rettungsdienste für die Änderung der Zugstrecke verantwortlich gemacht, dabei wurde die Neuordnung vom Kreis vorgegeben“, sagte Stadler.
Trares sieht die ineinandergreifende Zusammenarbeit der Feuerwehr und der Hilfsdienste auf einem guten Weg. Noch zur Amtszeit Herberts wurde die Arbeitsgemeinschaft Heppenheimer Hilfsorganisationen gegründet. In ihr sind Feuerwehren, DRK, DLRG, Technisches Hilfswerk, Malteser Hilfsdienst und Bergwacht vertreten. „Nur mit den Maltesern hakt es etwas, hier müssten mal Gespräche stattfinden, um einen Neuanfang herbei zu führen“, meinte Trares.
Pfeilsticker wunderte sich in diesem Jahr, dass das Rote Kreuz in diesem Jahr Sanitätsdienste für zwei Reitturniere abgesagt habe, woraufhin der RuF kurzfristig andere Hilfsdienste habe anfragen müssen. Martin erklärte, viele vergäßen, dass im Ortsverband des DRK nur Ehrenamtliche aktiv seien. Viele von ihnen würden Schicht arbeiten. Falle ein Kollege deshalb aus, sei der Sanitätsdienst mitunter nicht mehr leistbar.
Eine Reihe von Verbesserungen schlug Thomas Vettel vor. Etwa Steuervergünstigungen für Ehrenamtler. Doch stattdessen müsse die DLRG auch noch Eintritt im Hallenbad in Bensheim zahlen. Die Rettungstaucher müssten die gleiche Ausbildung wie Berufstaucher absolvieren. Die DLRG bekäme zwar Zuschüsse zu den Fahrzeugen, doch ansonsten müssten sie „Crêpes verkaufen.“ Attraktivere Räume seien auch eine Möglichkeit, die Moral der Truppe hochzuhalten.
Auf kommunaler Ebene erhofft sich Vettel eine Angliederung an das Stadtmarketing, um die Hilfsdienste zu fördern. Auch müsse mehr in die Öffentlichkeit geworben werden. Vettel sieht eindeutige Versäumnisse in der Landespolitik: Brandschutzerziehung und erste Hilfekurse müssten vom Gesetzgeber schon an Grundschulen vorgeschrieben werden, um die Kinder nach Möglichkeit für einen Hilfsdienst zu begeistern.
Ein Problem sei auch die „Event-Kultur“. Immer mehr Veranstaltungen könnten von den Hilfsdiensten gar nicht mehr abgedeckt werden, sagte Trares. Und er sieht auf die Stadt ein weiteres Problem zukommen, wenn er in Rente geht. Dann müsse ein hauptamtlicher Stadtbrandinspektor eingesetzt werden, um der steigenden Anforderungen Herr zu werden.
Aus dem Starkenburger Echo vom 25.11.2014