Hundert Prozent Rückhalt

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Bürgermeisterwahl – Heppenheims SPD geht mit Erstem Stadtrat Gerhard Herbert und viel Optimismus in das Rennen

HEPPENHEIM. Überzeugender kann man Vertrauen nicht aussprechen: Heppenheims SPD hat „ihren“ Ersten Stadtrat Gerhard Herbert am Donnerstag abend im Hotel Schlossberg mit 47 von 47 abgegebenen Stimmen zum Kandidaten für die Bürgermeisterwahl im kommenden Jahr gekürt. Einhundert Prozent Zustimmung – ein Rückhalt, den Gerhard Herbert gut brauchen kann in einer Stadt, die mit Genossen bislang wenig am Hut hatte, wenn es um die Besetzung der Spitzenposition im Rathaus ging. Für Herbert bedeutet die Kür aber auch, dass er ab sofort in Konkurrenz zum Verwaltungschef, Bürgermeister Ulrich Obermayr (CDU), tritt. Denn der hat Anfang Januar angekündigt, für eine vierte Amtszeit kandidieren zu wollen.

In der Mitgliederversammlung wurde deutlich, dass Heppenheims SPD in der Person Herbert eine reelle Chance sieht, erstmals auch beim wichtigsten Verwaltungsposten zum Zug zu kommen. Denn anders als bei den vorhergehenden zwei Direktwahlen – als Volker Haaf (1993) und Jean-Bernd Neumann (1999) antraten und 20,1 (Haaf) beziehungsweise 25,6 Prozent (Neumann) für die SPD einfuhren – gehen die Sozialdemokraten mit einem Kandidaten ins Rennen, der sowohl über Verwaltungserfahrung als auch über dringend notwendiges Insiderwissen verfügt. Und: Herbert ist nach vier Jahren als Bürgermeister-Stellvertreter, Finanz- und Sozialdezernent beileibe kein Unbekannter mehr in der Stadt. Vor allem Letzteres wird in der SPD als Pluspunkt verbucht.

Ortsvereinsvorsitzender Jean-Bernd Neumann sprach von einem ,,guten Kandidaten für Heppenheim“, der bislang „loyal mit dem Bürgermeister zusammengearbeitet habe“ –  mit Blick auf die Personalentscheidung aber stärker eigene Positionen und Meinungen deutlich machen werde. Stadtverordnete Gabriele Kurz-Ensinger betonte, dass man entgegen der Bemühungen von CDU und FDP, den Ersten Stadtrat loszuwerden, ,,Herbert in der Verwaltung“ halten wolle, und Stadtrat Achim Krüger versicherte, dass es ,,keinen Wahlkampf gegen Obermayr, sondern für Herbert“ geben werde.

Eine Losung, die auch der frischgebackene Bürgermeisterkandidat ausgab: Es werde im Wahlkampf ,,nicht gegen jemanden, sondern um Heppenheim“ gehen. Herbert äußerte indirekt Zweifel daran, dass sein Wahlkampfgegner tatsächlich Obermayr sein werde: Noch, so Herbert, lasse die CDU offen, ob sie im kommenden Jahr mit „Obermayr, Philipp-Otto Vock oder womöglich Fred Schuster“ (Stadtver­ordnetenvorsteher beziehungsweise CDU-Chef) antrete.

Für die zurückliegenden vier Jahre legte Herbert eine verhalten positive Bilanz vor. Zwar habe man in vielen Bereichen – nicht zuletzt den von ihm auch verwalteten Bereichen Soziales und Kultur beispielsweise mit der Schaffung von Kindergartenplätzen oder der Sanierung der Stadtbücherei – punkten können. Die Probleme in anderen Bereichen seien aber so wie die finanziellen Probleme nach wie vor groß.

Als vordringliche Aufgaben sieht Herbert im Fall seiner Wahl zum Bürgermeister unter anderem eine bessere Wirtschaftsförderung („Das muss echte Chefsache werden, nicht nur als solche hingestellt
werden“), die Verbesserung der Spielplatz-Situation und der Radwege, die Optimierung des ÖPNV-Angebotes und die ,,sinnvolle“ Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung. Bauleitplanung solle nur noch Gebiete ausweisen, ,,die wirklich gebraucht werden“, kommunale ZusammenarbeitWeniger gut sei eine Zusammenarbeit in Sachen Abfallwirtschaft: Der von CDU, FDP und FWHPINI forcierte Beitritt zum Abfallzweckverband werde für Heppenheim vor allem Nachteile bringen, und die Auflösung des Heppenheimer Forstamtes sowie der Hambacher Revierförsterei sei ein Unglück für den Stadtwald. gefördert werden.

Für den ,,Halben Mond“ sieht der Bürgermeisterkandidat Chancen heraufdämmern: Da der Pachtvertrag für das traditionsreiche Hotel noch in diesem Monat auslaufe und der Magistrat sich gegen eine Verlängerung ausgesprochen habe, könne man jetzt endlich darüber nachdenken, was letztendlich aus der Problem-Immobilie werde.