Vertrag: Bis Ende 2008 werden jährlich 920 000 Kubikmeter an Heppenheim geliefert
HEPPENHEIM. Seit gestern fließt Wasser des Beschaffungsverbandes Riedgruppe Ost in die Stadt Heppenheim. Nachdem am Donnerstagabend im Einhäuser Wasserwerk Jägersburg ein befristeter Liefervertrag unterzeichnet wurde, wurde gestern um 9.30 Uhr der Hahn aufgedreht.
Der bis Ende 2008 befristete Vertrag sieht vor, dass Ried Ost jährlich 920 000 Kubikmeter Trinkwasser an die Kreisstadt liefert. Darüber hinaus werden eine Million Liter Wasser als stille Reserve bereit gehalten. Zwar fördern die Stadtwerke auch in Zukunft selber Wasser. Doch darf der Grundwasserpegel eine bestimmte Grenze nicht unterschreiten. In diesem Fall müssten die Stadtwerke die Wasserförderung einstellen und auf die Reserven des Verbandes zurückgreifen.
Damit es garnicht erst so weit kommt, wurde – auch auf Druck des Regierungspräsidiums in Darmstadt – der Liefervertrag ausgehandelt.
Eine leicht unterkühlte Atmosphäre bei der Vertragsunterzeichnung ist wohl darauf zurückzuführen, dass beide Parteien seit geraumer Zeit Streit haben. Wie berichtet, will die Stadt Heppenheim Mitglied der Riedgruppe Ost werden und klagt daher gegen den Verband, der die Stadt nur zu – aus ihrer Sicht – unbefriedigenden Bedingungen aufnehmen will.
Verbandsvorsteher Klaus Schwab bedankte sich zwar für das „kurzfristige Zustandekommen“ des Vertrags, meinte aber auch: „Wir haben schon ein etwas ungewöhnliches Vertragsverhältnis. Vertrag kommt schließlich von ,vertragen‘, aber wir werden von der Stadt beklagt.“ Für die Zukunft hoffe er aber, „dass wir vertrauensvolle Partner bleiben“. Sein Stellvertreter Markus Hirth fügte hinzu: „Es gibt Liebeshochzeiten und Vernunftehen.“ Die neue Liaison haben eher mit letzterem zu tun.
Heppenheims Bürgermeister Gerhard Herbert (SPD) betonte, dass die Stadt weiterhin eine Mitgliedschaft anstrebt, dies aber bei den Verhandlungen für den Liefervertrag bewusst ausgeklammert worden sei. Außer ihm waren für die Stadt auch Stadtrat Horst Wondrejz (CDU), Stadtwerke-Leiter Wolfgang Kreilinger und der kaufmännische Betriebsleiter Norbert Löffler nach Jägersburg gekommen.
Heppenheim zahlt pro Kubikmeter Wasser 52 Cent an Ried Ost, deren Mitglieder 48 Cent. In dem Preis, den die Stadt bezahlen muss, ist aber auch die Bereitstellung der Reserven enthalten.
Bei der Bürgerversammlung im Heppenheimer Kurfürstensaal am Mittwochabend kritisierte Hans-Peter Falter, Vorsitzender der CDU-Stadtverordnetenfraktion, die seiner Ansicht nach zu hohe Liefermenge: „Das ist doppelt so viel Wasser, wie wir brauchen.“ Er verwies darauf, dass das Ried-Ost-Wasser wesentlich härter sei, als das Heppenheimer Wasser.
Bürgermeister Gerhard Herbert entgegnete, ein Vertrag müsse schließlich „von beiden Seiten unterzeichnet werden“. Ein Problem mit Härtegraden sieht weder der Rathaus- noch der Stadtwerke-Chef. Schließlich wird das Wasser aus Jägersburg und Heppenheim gemischt.
Am Montag wird noch der Durchleitungsvertrag mit der Bensheimer GGEW unterzeichnet, durch deren Leitungen das kostbare Nass fließt. Eine reine Formalie – denn schließlich fließt es bereits seit gestern.
fs
Aus dem Starkenburger Echo vom 16.9.2006