Trauer um Klaus Kübler

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Weltweit im Einsatz für Menschenrechte

KREIS BERGSTRASSE. Klaus Kübler ist tot. Der frühere Bergsträßer Bundestagsabgeordnete starb am Freitag im Alter von 71 Jahren nach einer schweren Krankheit in einem Heidelberger Krankenhaus. Nach einer Operation im Frühjahr hatte er sich nicht mehr erholt.

Kübler hinterlässt seine Ehefrau Heidrun und zwei Töchter. Das Ehepaar Kübler leitete am gemeinsamen Wohnort in Bensheim eine Rechtsanwaltskanzlei.

Auch für die Bergsträßer Sozialdemokraten ist der Tod von Klaus Kübler ein schwerer Verlust. Er hat den SPD-Unterbezirk 20 Jahre lang geprägt.

Kübler wurde 1936 in Stettin geboren. Er hat in Hamburg, Berlin und Tübingen studiert. Er wurde 1965 wissenschaftlicher Assistent in Tübingen und ein Jahr später Referent des Rektors der Ruhr-Universität in Bochum. Von 1970 bis 1977 war er Kanzler der Universität Heidelberg, also Leiter der Hochschulverwaltung, und von 1977 bis 1980 Vizepräsident des Bundesgesundheitsamtes in Berlin.

1972 wurde Kübler Mitglied der SPD. 1977 folgte die Wahl in den Kreistag. Damals wohnte er noch in Neckarsteinach, wo er sich unter anderem als Stadtverordnetenvorsteher kommunalpolitisch engagierte. Von 1983 bis 1996 war Kübler Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Bergstraße.

1980 gewann er als Neuling überraschend den Wahlkreis gegen Carl-Otto Lenz (CDU) und zog damit erstmals in den Bundestag ein, dem er zunächst bis 1987 angehörte. Nach zwei Jahren Pause kehrte er 1989 als Nachrücker zurück.

In seiner Zeit als Unterbezirksvorsitzender wurde 1985 Dietrich Kaßmann (SPD) zum Landrat gewählt, der sich acht Jahre auf eine rot-grüne Mehrheit stützen konnte. Kübler galt als Architekt dieses Bündnisses.

Kübler blieb bis 1992 im Bundestag. Er war unter anderem Mitglied im Finanzausschuss und im Ausschuss für Forschung und Technologie. Als Mitglied der Enquête-Kommission Klimawandel hat er vieles von dem vorausgedacht, was heute weltweit diskutiert wird.

Als Bundestagsabgeordneter engagierte er sich international, beispielsweise in Myanmar (früher Burma). 1990, nach der Verleihung des Friedensnobelpreises an Aung San Suu Kyi, gründete er im Bundestag eine Arbeitsgruppe Myanmar, der Abgeordnete aller Fraktionen angehörten. In Rangun traf er später mit Aung San Suu Kyi zu politischen Gesprächen zusammen.

Kübler pflegte die parlamentarischen Beziehungen zu Afrika und mehreren asiatischen Ländern. Er war erster Sprecher der internationalen Arbeitsgemeinschaft Tibet und in dieser Funktion Gesprächspartner des Dalai-Lama. Kübler dachte global, ohne die lokalen Aspekte von Politik aus den Augen zu verlieren.

Er engagierte sich als Vorsitzender des Kreiselternbeirats, er war Präsident der „Sportfreunde Heppenheim“. Als selbstständiger Rechtsanwalt half er vielen Menschen in persönlichen und beruflichen Notlagen, beispielsweise Asylbewerbern, die von Abschiebung bedroht waren.

Als Kübler im Februar 2001 an die Spitze der SPD-Arbeitsgemeinschaft „60 Plus“ gewählt wurde, kündigte er an, diese AG zur Lobby-Organisation auszubauen. Im Vergleich zu den USA oder den skandinavischen Ländern sah er Deutschland auf diesem Gebiet als Entwicklungsland.

„Altersdiskriminierung ist kein Kavaliersdelikt“, sagte er damals. Kübler plädierte dafür, dass sich die Senioren dies nicht gefallen lassen. Als „Roter Löwe“ zeigte er, wenn es sein musste, auch den eigenen Genossen die Zähne.

Im SPD-Unterbezirk hat die Nachricht vom Tod des früheren Vorsitzenden große Betroffenheit ausgelöst. „Der Vorstand und die Mitglieder der Bergsträßer SPD trauern mit seiner Familie über diesen schweren Verlust“, heißt es im Nachruf, der am Samstag vom Geschäftsführer Hanns Werner verbreitet wurde.

Die Unterbezirksvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Christine Lambrecht erinnerte daran, dass sie von Kübler wie andere Parteifreunde politisch mitgeprägt wurde, nachdem sie ihm 1983 zum ersten Mal begegnete.

Kübler soll in dieser Woche in Bensheim im Familienkreis zu Grabe getragen werden. Die SPD plant nach Auskunft von Christine Lambrecht eine Gedenkfeier. Ein Termin steht noch nicht fest.

Aus dem Starkenburger Echo vom 10.12.2007