Im Blickpunkt: Die Ärmsten in der Stadt

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„SPD Heppenheim im Dialog“ mit Kirchen

Widerstand und praktische Hilfen gegen „soziale Ausgrenzung“ gefordert – Sorge bereitet Obdachlosen-Unterbringung – Dringende Baumaßnahmen gingen bei Konjunkturprogrammen leer aus

 Auch die vierte Gesprächsrunde der Reihe „SPD Heppenheim im Dialog“ mit Vertreterinnen und Vertreter der Kirchengemeinden und kirchlichen Institutionen aus der Kreisstadt erbrachte – wie bei den bisherigen Gesprächen mit Repräsentanten des kulturellen Lebens der Stadt, sowie den Vertretern von Senioren- und Behinderteninteressen und der Sport treibenden Vereine – zahlreiche Ansatzpunkte für Zusammenarbeit in der Kommunalpolitik. Vor allem waren es die Sorge um die ärmsten und oft aus unterschiedlichsten Gründen „ausgegrenzten“ Mitbürgerinnen und Mitbürger, die aus den örtlichen Gemeinden in dem vom früheren Direktor der Christoffel-Blindenmission Herbert G. Hassold und Christel Fuchs – u. a. Mitglied im Synodalvorstand des evangelischen Dekanats Bergstraße – moderierten „offenen Meinungsaustausch“ vorgebracht wurden.

So wurde beispielsweise dringend die Realisierung der mit der Wohnbau geplanten Unterbringung von Obdachlosen am Ostbahnhof angemahnt, auch nach Auffassung von Bürgermeister Gerhard Herbert „seit Jahren ein inakzeptabler Zustand“. Optimistisch dass dieses Problem bald gelöst sein wird stimmt ihn, dass „endlich“ eine Abrissgenehmigung vorliegt, die dem Aufbau der Wohncontainer bisher im Wege stand. „Das Belegungsrecht liegt ausschließlich bei der Stadt. Wir haben alle uns bekannten Fälle gemeldet und warten jetzt noch auf Zahlen der Wohnbau.“

Erneut wurde von kirchlicher Seite die Frage aufgeworfen, ob nicht Fahrtkostenzuschüsse für die Heppenheimer Bürger möglich seien, die gezwungen sind in der Bensheimer „Tafel“ preiswert einzukaufen. Aus der katholischen Kirchengemeinde St. Peter würde von Überlegungen berichtet, eine Art „soziales Kaufhaus“ in der Heppenheimer Innenstadt einzurichten, wo man z.B. Gebrauchtmöbel oder Gebraucht-Kleidung günstig erstehen kann. Zu dieser Initiative des katholischen Pfarreien-Verbundes und der Caritas würden auch die anderen Kirchen und gesellschaftliche Gruppen eingeladen werden. Dabei hofft man auch wohlwollende Begleitung durch städtische Gremien. Eine weitere Bitte war, dass der für die Stadt tätige „Streetworker“ gelegentlich auch die „Suppenküche“ und die Probleme, die dort erkennbar werden, in den Blick nähme; dem steht – so Gerhard Herbert – „nichts im Wege, denn sein Einsatzgebiet ist die ganze Stadt“. Natürlich wurde in diesem Zusammenhang auch daran erinnert, dass es – so Christel Fuchs – „vornehmstes Ziel sozialdemokratischer Politik bleiben muss, Tafeln und Suppenküchen überflüssig zu machen“.

Auch den Kirchenvertretern ist es ein wichtiges Anliegen, für ärmere Mitbürger bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Deshalb stehen sie auch den Plänen der Wohnbau, in der „Casa Europa“ 52 Sozialwohnungen zu schaffen, sehr positiv gegenüber. Auch die von Joachim Krüger, Mitglied des Seniorenbeirats der Stadt, referierten Überlegungen, dort ein Begegnungszentrum für Jung und Alt zu schaffen, stieß auf großes Interesse der Kirchenvertreter. Joachim Krüger gab den Kirchensprechern den dringenden Appell auf den Weg, bei den Hausbesitzern ihrer Gemeinden dafür zu werben, leerstehende Wohnkapazitäten – insbesondere Zwei-Zimmer-Wohnungen – auch an sozial schwache Personengruppen zu vermieten.

Widerstand gegen Vorurteile und Ausgrenzung sowie praktisches Handeln für betroffenen Mitbürger wurde wechselseitig gefordert. „Die Politik braucht immer wieder die Unterstützung von Menschen mit Zivilcourage und sozialem Gewissen gegen populistische Scharfmacher und Hysteriker“, hieß es. Unterstützung der Kommunalpolitik erwarten die Kirchen am Ort im Blick auf angemessenes Gedenken an das Nazi-Unrecht in Heppenheim. Zum Beispiel sollte am Standort der Synagoge „mehr als nur ein Gedenkstein stehen“. Auch die Metzendorff-Immobilie in der Bachgasse – zuvor das Kaufhaus der jüdischen Familie Mainzer – sollte würdig an diesen Teil der Heppenheimer Geschichte erinnern statt als Bauruine zu verkommen. In beiden Fällen konnte Bürgermeister Herbert nur auf private Interessen verweisen, die befriedigenden Lösungen bisher im Wege stehen.

Grundsätzlich lobten die Kirchenvertreter einhellig die gute Zusammenarbeit mit Stadt und Verwaltung. Mit Bedauern hat man freilich registriert, dass aus den Mitteln der Konjunkturprogramme des Bundes nichts für dringend nötige Gebäudereparaturen – zum Beispiel für das Dach Oberlin-Kindergartens – zur Verfügung standen. Aus Hambach kam die dringende Bitte an die SPD-Kommunalpolitiker , sich beim Kreis für den Erhalt der Schule am Ort einzusetzen. Gefragt wurde nach einer bessere Koordination von Terminen für die Heppenheimer Feste und Kulturveranstaltungen, ein Unterfangen, was offenbar immer wieder an Grenzen stößt, nicht nur wegen des „autonomen Vorgehens“ der Teilorte. Ausdrücklich bedankten sich die Kirchensprecher beim Bürgermeister und beim Magistrat für die Solidarisierung mit der „Allianz für den Sonntag“. Bei der bevorstehenden hessenweiten Gründung dieser Initiative hofft man weiter auf Sympathie und Unterstützung auch seitens der Sozialdemokraten.

Pressemitteilung der SPD-Fraktion vom 31.08.2010